Poetisches

Meinem lieben Heimatstern
von Rosi Behringer

 

 

Blauer Planet, seit viel Milliarden Jahren
ziehst Du Deines Sonnenumlaufs Kreise.
Dem Schöpferauftrags treu willst Du bewahren
Dir anvertrautes Leben in der Weise,
daß Du es nährst, mitträgst, schützt vor Gefahren
auf Deiner kosmischen Entwicklungsreise.

Zart, empfindlich, klein sind die, die auf Dir leben.
Um sie vor des Kosmos Strahlgewalt zu schützen,
mußtest Du mit Atmosphären Dich umweben.
Läßt als Nahrungsquell und Wohnstatt Dich benützen,
von allen, die nach der Vollendung streben.
Dein Leben ist nicht Nehmen, sondern Geben.

Deinem Auftrag bist Du treu geblieben,
doch, Erde, sind dies auch die Menschenkinder ?
Den Schöpfer wie die Schöpfung achten, lieben,
die Pflicht erfüll‘n wir Menschen nur noch minder.
Von mancher Gattung nur noch Bilder blieben
nach der Ära der Entdecker und Erfinder,

als die Zeit der Ausbeutung ist angebrochen.
Wie haben wir Dich, Erde, schändlich zugerichtet,
haben tiefe Bohrwunden in Dich gestochen,
haben Deine Haut versiegelt und verdichtet,
grausam Deiner schönen Tiere Leib zerbrochen,
weil auf Tierversuche man nicht mal verzichtet.

Energiehunger der Industrie zu stillen,
wird man all Deine Reserven noch verbrauchen
und nur um schnöden Geldgewinnes willen
Deine Lufthülle vergiften und verrauchen.

Deine Böden, bis zum Letzten ausgebeutet,
können schon gesunde Nahrung nicht mehr geben.
und des Artensterbens Totenglocke läutet
jeden Tag für eine andre Form von Leben.

Selbst der Kosmos des Atomes wir gespalten,
Macht- und Geldgewinn gebraucht ja Waffen.
Ausgemergelt flüchtende Hungergestalten
dort, wo Mächtige sich Wohlstand schaffen.
Indessen, Mutter Erde, liegst Du nieder,
des Atmens kaum mehr mächtig, kaum mehr lebend.
Nur bisweilen zucken Deine Glieder,
fieberschaudernd, todkrank, heftig bebend.

Deine Haut, veräzt, verbrannt, voll Wunden,
trägt mehr Wüsten bald als grünes Leben.
Deine Blumen, Tiere, totgeschunden,
haben sich schon lang dem Tod ergeben.

Mußt vor Grauen oft Dich übergeben,
spuckest glühende Lavafontänen.
Heiße Ströme töten alles Leben,
Pole schmelzen, sind das Deine Tränen ?

Weiter, schneller, höher – wie vermessen
und wie ruchlos doch die Menschen sind.
Haben ihres Daseins Sinn vergessen.
Sind für Deine Schönheit, Erde, blind.

Krebsgeschwürgleich wuchern ihre Städte,
für die Not des Nächsten sind sie blind,
als ob einer ´ne Ersatzwelt hätte,
als ob sie die letzten Menschen sind.

Generationen werden uns verfluchen,
uns, die ihre Lebenschance zerstört,
unser Andenken zu löschen suchen,
von der Welt, die uns nicht hat gehört.

Doch wir, die Dich lieben, schweigen nicht.
Zwar fällt Mahnwort nur auf Wüstensand,
doch wir kämpfen weiter uns ans Licht,
wenn auch kraß regiert der Unverstand.

Mit Gott, mit Dir und allen Lebewesen
hält uns ein unzertrennlich Band verbunden.
Nur miteinander können wir genesen.
Hand in Hand nur können wir gesunden.

Des nicht Erkennens Dunkel aufzulösen
ist unser aller Ziel, ist‘s stets gewesen.